Systemische Therapie

Grundgedanke der Systemischen Therapie

Bereits 1950 begann das Systemische Denken in der Psychotherapie. Der Mensch lebt nicht wie ein Einsiedler, sondern er ist in verschiedene Systeme eingebunden. Z.B. seine Familie, die Arbeit, die Schule, der Freundeskreis oder Organisationen und Netzwerken. Deshalb erschien es sinnvoll, den Blick auch auf die beteiligten Systeme zu lenken und die Beziehungen und Abhängigkeiten innerhalb der Systeme in die Therapie mit einzubeziehen.

Ein wichtiger Aspekt der Systemischen Therapie ist die Akzeptanz und die Wertschätzung des Therapeuten gegenüber seinem Klienten. Der Klient ist der Experte für sich selbst. Deshalb wird der Therapeut ihm auch nicht vorschlagen, dass er sein Verhalten ändern soll. Der Änderungswunsch darf vom Klienten ausgehen.

Ziele der Systemischen Therapie

In der Systemische Therapie arbeiten wir lösungsorientiert. Der Fokus liegt nicht auf den Ursachen der Probleme. Der Blick darf sich weg vom Problem bewegen und sich in Richtung Lösung orientieren. Gemeinsam wird mit dem Klienten das Ziel der Therapie erarbeitet, was soll sich verbessern, wie wäre der Zustand, wenn das Problem gelöst ist? 

Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch die Ressourcen und Kompetenzen hat, um seine Probleme zu lösen. Aber es gibt Lebensumstände und Zeiten, da ist der Zugriff auf diese Ressourcen versperrt. Ziel der Therapie ist es, diese Ressourcen und Kompetenzen wieder zu aktivieren und zugänglich zu machen. So kann das Problem vom Klienten gelöst werden.

Methoden der Systemischen Therapie

Lösungsorientierte Kurzzeittherapie

Diese Form der Therapie wurde ab 1975 von Steve de Shazer und Iso Kim Berg entwickelt. In der Lösungsorientierten Kurzzeittherapie liegt der Fokus der Gespräche auf der Zukunft und den mögliche Lösungen des Problems. Es wird nicht analysiert warum das Problem oder die Situation in der Vergangenheit entstanden ist. Gemeinsam wird in ca. 5 Therapiestunden erarbeitet was sich ändern sollte und wohin die Entwicklung gehen könnte. Ziel ist es die ‚verborgenen und vergessenen‘ Ressourcen und Kompetenzen zur Problemlösung des Klienten wieder zu erkennen und zu aktivieren.

boy, child, dad

Familienarbeit / Skulpturarbeit

Diese Arbeit wurde von Virginia Satir in den 1970er Jahren im Rahmen der Systemischen Therapie entwickelt. Ziel dieser Methode ist es, die Beziehungen zwischen Familienmitgliedern oder Mitgliedern einer Gruppe bildhaft darzustellen. Die vorhandenen Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken sollen bewusst gemacht werden. Ein Blick von außen auf das ganze System ist hilfreich, um die volle Tragweite des Problems oder die Familiendynamik zu erkennen. In der Einzeltherapie werden Symbole oder Figuren verwendet, um die Familienangehörigen darzustellen.

Genogramm

Ein Genogramm ist ähnlich wie ein Stammbaum. Drei Generationen werden aufgezeichnet. Zusätzlich werden weitere Komponenten hinzugefügt wie z.B. die Eigenschaften und die Qualität der Beziehungen zwischen den Personen. Die Beziehungen haben unterschiedliche Qualitäten: eng, verschmolzen, freundlich, feindlich, distanziert oder negativ. So werden diese in ihrer Komplexität innerhalb der 3 Generationen sichtbar. Wiederholungen, Aufträge (Mehrgenerationenperspektive) und Ressourcen zeigen sich und können Hinweise auf die aktuellen Probleme oder Anliegen geben.

Persönlichkeitsanteile

Vielleicht ist Ihnen die Arbeit mit dem ‚Inneren Kind‘ schon vertraut. Auch die Systemische Psychotherapie arbeitet mit den unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen, die wir in uns tragen: Kritiker, Richter, Perfektionist, Antreiber u.v.m. Ziel ist es, die Differenzen und Stärken der unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile wieder in Einklang miteinander zu bringen.

Natürlich haben wir keine Personen in uns. Das Wort Persönlichkeitsanteile ist ein Metapher. Es sind neuronale Netzwerke in unserem Gehirn, die sich während unserer Kindheit und Persönlichkeitsentwicklung gebildet haben. Jede Erfahrung wird im Gehirn als neuronales Netzwerk abgespeichert. Auch die Negativen, wie z.B. der Satz ‚Ich bin nicht liebenswert‘. Der Satz kann den Perfektionisten in uns aktivieren und dazu beitragen, dass wir immer 100% leisten. Dahinter steckt die Hoffnung, dass wir doch ‚liebeswert‘ sind, wenn wir nur genug leisten. Auf Dauer wird das sehr anstrengend. Wenn wir mit den Persönlichkeitsanteilen arbeiten, verändern wir die neuronalen Netzwerke. Das ermöglicht es uns, dass wir uns verändern können.